LE SPONDE DELLA MEMORIA

Die Ufer des Gedächtnisses, Mischtechnik auf Leinwand, 90 cm x 110 cm, 2010

 

Verblasste, emulgierte und zerrissene Fotografien aus einem alten Familienalbum sollen die Erinnerungen an eine Hochzeitsreise nachvollziehen, die im Lauf der Zeit verloren gegangen sind.

 

Abwesenheit

Die porträtierten Personen verweigern dem Betrachter ihre Identität, da durch den brutalen Schnitt einer untypischen fotografischen Darstellung einer Büste, die traditionellen Stilelemente auf den Kopf gestellt worden sind. Im Vordergrund sieht man keine Gesichter, sondern die “guten Schuhe”, die für den großen Tag sorgfältig aufbewahrt wurden. Das Bild entzieht sich der ikonografischen Handlung einer Familienromanze und wird zur enthüllten Vergrößerung einer Vergangenheit aus dem Volk, um die Geschichte einer gesamten Kulturepoche darzustellen.

Überdimensionale Vergrößerung

Das Kunstwerk wurde durch eine übergroße Vergrößerung mit Hilfe eines Plotters eines sehr kleinen Familienfoto hergestellt. Die Künstlerin entschied sich, die Elemente zu entfernen, die sich in der traditionellen Porträtmalerei üblicherweise besonders für die Charakterisierung der Personen (ihre Gesichter) eignen. Der Betrachter richtet seinen Blick auf die Kleidung, das Schuhwerk und auf die Haltung der porträtierten Personen und nimmt Details wahr, die ihm andernfalls entgehen würden. Die karge und durch die Behandlung mit einer Emulsion mit reinem Leinöl auf der Oberfläche der Leinwand und der Fotokopie verblasste Malerei verfolgt, zwischen den Falten des Gedächtnisses, die Spuren einer stolzen und würdevollen Bescheidenheit, die der römische Dichter Tibullus aufgrund dieser festen und ein wenig elegischen Haltung, dieses contenus vivere parvo, gewürdigt hätte.

Wie ein Plakat

Das auf Leinwand gebrachte Kunstwerk wurde mit der Absicht, den optischen Eindruck eines an den Mauern der Stadt geklebten Plakats zu erwecken, an einer Wand im Freien als ein visuelles Fragment ausgestellt, das sich, fast zufälligerweise, als unmittelbarer Verweis des unscharfen poetischen Gedächtnisses außerhalb des Gesichtsfeldes, vom frenetischen Chaos der städtischen Landschaft abhebt.