Imagines maiorum

Videoprojektion, Zimmergröße, 2018

In den Träumen beginnt die Verantwortung“ – William Butler Yeats – irischer Dichter, Dramaturg, Autor und Mystiker

 

Die Bilder der Vorfahren

Mit „Imagines Maiorum“ – ein audio-visuelles Werk – entführt uns Monica Camaggi zurück in private Erinnerungen der Künstlerin; Erinnerungen an entfernte Verwandte und diffuse Träume, wo das räumliche Bild verlangsamt und verschwommen erscheint. So beschreibt es die Künstlerin selbst: „Der Begriff „imagines maiorum“ war die Bezeichnung für Darstellungen der Vorfahren im alten Rom. Die Wachsmasken, die man als Negativabdruck von den Gesichtern der Toten nahm, sind nur ein Beispiel dafür. Es gab auch Bronze- oder Marmorbüsten oder Abbildungen auf Holz und Schilden, bei denen man versuchte die Gesichtszüge der jeweiligen Person nachzustellen. Der Übergang von der Maske zur Büste oder dem Bildnis ist faszinierend, denn er bedeutet die Überwindung des Abbildes als Abdruck. Die imagines nahmen den Platz der nicht mehr lebenden Person ein, wie eine „Anwesenheit in absentia“, wie ein Double. Im Fall der Masken war die Verbindung zwischen Subjekt und Masken-Objekt direkt, garantiert von der Beziehung Abdruck und Matrix, die die Ähnlichkeit und die Einzigartigkeit garantierte. Die Verbindung zwischen Abbildung und dargestellter Person war derart, dass erstere die magische Funktion hatte das Abwesende zu ersetzen.“

Dein ist der Traum, mein der Schmerz

Die im Video frontal sitzend zu sehende Frau ist nur eine vorübergehende Präsenz, die schnell ganz verschwindet; die Einstellung und der perspektivische Verweis erinnern an die weiblichen Figuren von Piero Della Francesca oder die Idol-Frauen von Francesco Giuliari. Camaggi führt die Recherche weiter, die das menschliche Wesen mit der natürlichen Umgebung verbindet; im vorliegenden Fall wechseln sich die Gebirgslandschaft des Apennins und die Strände der Romagna-Küste ab und wie in einem früheren Werk – „Suspensa Levisque“ – skizziert der weibliche Körper einen schmalen Übergangs-Limes, eine sensible Grenzzone zwischen Himmel und Erde. Wie Horizonte werden die Körper zu Satzzeichen, die der Erzählsequenz den Rhythmus verleihen.

Imagines/Audio

Die Tonaufnahmen aus dem Münchner Hauptbahnhof, die den Hintergrund zu den Bildern darstellen, kündigen Abfahrten, Ankünfte und Verspätungen an; gleich wie in einem Traum konzentriert und sublimiert die Künstlerin verschiedene Erinnerungen – das Durchblättern eines Familienalbums führt uns zurück in eine vergangene Kindheit, in eine längst vergangene Zeit, dorthin um uns daran zu erinnern, dass so wie auch die Wolken, das Leben nur durchzieht.