5 minutes – walk alone

Videoprojektion auf Mühlsteinen, Zimmergröße, 2018

Eine Videoprojektion über das Werk von Laura Guerinoni anlässlich des Tages der Woll- und Seidenstraße

Entlang des Weges

Ohne sich in den Wirren eines Traumes zu verlieren, anlässlich des ersten Tags der Woll- und Seidenstraße – ein Trekking Parcours, der die Städte Bologna und Prato verbindet – die fünf Künstler: Monica Camaggi und Laura Guerinoni, Alessandra Gellini, Roberto Dapoto und Oreste Baccolini haben, für die Räumlichkeiten des Gemeindesaals von Castiglione Dei Pepoli, Mittelstation des gesamten Wanderweges, über vier Werke site specific reflektiert und gearbeitet, Monica Camaggi und Laura Guerinoni haben gemeinsam das Werk „5 Minutes – walk alone“ – „5 Stones – walk alone“ geschaffen; erstere hat dazu eine kleine Videoprojektion mit einer go-pro-Kamera produziert, die eben fünf Minuten lang die Wanderung von fünf Personen über einen Weg in den Apenninen von hinten festhält; Gestalten in kompletter Einsamkeit, da sie sich niemals zum Beobachter umdrehen und nur in gewissen Momenten eine Unterbrechung oder eine Geste andeuten.

 

Auf dem Weg

Wie meist in der Poesie der Camaggi, taucht auch hier der Gedanke einer intensiven Beziehung mit der Natur auf, einsam, ursprünglich, fast schon osmotisch, in der sich die menschliche Gegenwart in vollständiger Einsamkeit und in einem Dialog mit der natürlichen Umgebung wiederfindet. Der Körper übernimmt die Funktion eines sensiblen Vermessungsgeräts und erkundet permanent die Umgebung, mit der er verbunden ist. Die Notwendigkeit an den Ursprung zurückzukehren ist hoch und wird oftmals in die Sprache der Fotographie übersetzt, in diesem Fall in die des Videos. Außerdem – und vor allem in den photographischen Werken wie „Suspensa Levisque“ von 2017, ausgestellt in den Fienili del Campinaro (von Morandi) – wird eine Suche nach malerischen Effekten, die das Ereignis beschreiben können deutlich; ganz und gar mit romantischen Einfluss, wo sich Ektase und Schmerz entgegenwirken und sich ergänzen. Laura Guerinoni, dagegen hat an einem dichten Hanfgarngeflecht gearbeitet, bei dem die Knoten zu Klüften werden – Nester, die die Mühlsteine verwahren, auf genau den Mühlsteinen auf denen die Projektion von „5 Minutes – walk alone“ geschieht. Zwei Werke, die sich in den gewundenen Formen eines einfachen (kargen) Materials begegnen, ein uraltes und ursprüngliches Material, mit einer uns nicht weit entfernten Geschichte, die auch zu uns gehört.

 

Eine auf Stein projizierte Geschichte

Bis von circa fünfzig, sechzig Jahren war der Hanfanbau in der Bologneser Ebene noch sehr verbreitet. Man brauchte ihn für die Herstellung von Seilen, Stoffen, Matten, etc. Vor allem im August war die Sommerhitze von einem stechenden Geruch begleitet, der aus rechteckigen, seichten, aus der Erde ausgehobenen, mit Wasser gefüllten Becken herrührte – die sogenannten „maceri“ (Aufweichbecken). In diese Becken wurden die Hanfruten getaucht, um durch einen speziellen Gärungsprozess, ausgelöst von speziellen Mikroorganismen, die Hanffasern von ihrem holzigen Träger zu lösen. An den Rändern der „maceri“ waren kleine Häufchen aus Flusskieselsteinen aufgetürmt, jedes davon mit einem Gewicht von 5 – 6 kg, die dazu dienten die Hanfflosse so zu beschweren, dass sie im Becken untertauchten. Die Steine wurden aus den Flussbetten der Flüsse am Fuße des Apennins gesammelt und von Fuhrleuten mit Pferdeeinspännern transportiert.